Es waren zwei besondere Wochen an den Börsen. Aufgrund der ausufernden Coronainfektionen und den folgenden neuen Lockdowns gab es einen herben Abverkauf zu verkraften, welcher im Umfeld der US-Wahl jedoch wieder komplett ausgebügelt werden konnte. Zuerst wurden bullische Umkehrformationen ausgelassen, nun mussten die Bären ihre Doppeltopträume beerdigen. Welche Seite ist am Bluffen? Die Bullen, die auf die Saisonalität pochen (November/ Dezember sind starke Monate) und trotz Coronapandemie auch in diesem Jahr eine Jahresendrally einfordern? Oder sind es die Bären, welche die von Unsicherheit geprägten Corona-Wintermonate zu gerne für sich nutzen möchten?
Blicken wir auf einige übergeordnete Chartbilder…
Wir beginnen wieder mit dem Blick in den US-Markt zum S&P500 als großen Quartalschart seit den 1990-er Jahren, wo sich seit 30 Jahren ein interessantes Muster herausgebildet hat. Die Dimension (Ausdehnung nach Zuwachs & Zeit) der Anstiegsbewegung bis zur Dotcom-Bubble 2000 ist nun um 3.540 nochmals identisch nachgebildet worden (10 Jahre Expansion – 10 Jahre Korrektur – 10 Jahre Expansion – Fortsetzung im Muster?). Die Marke 1.500 stellt im übergeordneten Bild einen Schlüsselsupport dar und würde sehr gut in das übergeordnete Muster passen.
Ergänzend zum vorangegangenen Bild folgt der Blick in den kleineren S&P500 Wochenchart, wo in der bereits erwähnten übergeordneten Widerstandszone auch die obere Begrenzungslinie des Broadening-Tops verläuft. Eine Doppeltop-Chance haben die Bären in der US-Wahlwoche nicht nutzen können und so bleibt die Oberkante des Broadening-Tops (3.600) weiter im Blickpunkt. Die Bären brauchen hingegen den Bruch durch die 3.200.
Bleiben wir noch im US-Markt und schauen auf den Nasdaq Monatschart seit 1990. Die nun eingesetzte scharfe Rezession der Corona-Pandemie führte gar zu einem Rücklauf über das Allzeithoch, d. h. der Nasdaq steht in der scharfen Rezession deutlich höher als zum Vorkrisenniveau, wo es noch solides Wirtschaftswachstum und eine sehr geringe Arbeitslosenquote gab. Die Rekordhausse (nach Ausdehnung & Zeit) wurde bei den Techs bisher nicht korrigiert und läuft unvermindert weiter.
Die Monatskerzen September & Oktober stellen die ersten roten Monatskerzen seit dem Abverkauf im Frühjahr dar. Die Oberkante des in der Pandemie gebrochenen Hausse-Trendkanals konnte wieder angelaufen und bisher verteidigt werden. Oberhalb behalten die Bullen das Zepter in der Hand, allerdings fehlen bisher die Anschlusskäufe nach dem Durchbruch. Ein Zurücktauchen in den Hausse-Trendkanal dürfte weitere deutliche Abverkäufe mit sich bringen.
Im weiteren Bild sehen wir den Nasdaq als Tageschart, wo die starke Rally vom Frühjahr bis über den 2009-er Hausse-Aufwärtstrendkanal führte und anschließend weiter beschleunigte. Das mittlere Bollingerband (grau) konnte während der Rally stets eine Sicherung vor einer möglichen Korrektur darstellen und führte die Rally wie an einer Perlenschnur nach oben. Im September wurde dieses Muster beendet und das m. Bollinger durchbrochen. Damit wurde der Weg zur alten Kanaloberkante geebnet, von wo sich der Nasdaq seitdem nicht mehr lösen und die bullische & bärische Formationen nicht so recht aufgreifen möchte. Der Bereich 11k/10.7 muss von den Bullen verteidigt werden, ansonsten droht eine vollendete Gipfelbildung und der Fall zurück in den 10-jährigen Trendkanal. Der sma200 bei 10k könnte dann übergeordnet wieder in den Fokus rücken. Die 11.6 stellt eine wichtige Zwischenmarke zur 12k dar. Oberhalb bleibt die 12.4 im Fokus.
Ein weiteres interessantes Bild zeigt die Gegenüberstellung von Nasdaq, S&P500 und DAX (Performanceindex). Auffällig ist die sehr starke Divergenz (mittlerweile größer als zur Dotcom-Bubble während der Jahrtausendwende) zu den Tech-Werten und dem “breiten Markt”. Der DAX notiert noch deutlich unter seinem Allzeithoch und baut seine Underperformance seit Jahren aus.
Zu erkennen wäre ebenso, dass die Divergenz Tech – Breite Markt im Verlauf der Dotcom-Bubble und später auch in der Finanzkrise wieder komplett abgebaut werden konnte. Ist dies diesmal wegen der Notenbanken alles unvorstellbar, oder stehen wir erst am Anfang dieser neuen Marktphase?
Kommen wir nach Deutschland und damit zum DAX Quartalschart (jede Kerze stellt ein Quartal dar) seit 1990. Das historische Jahr 2020 ist an den letzten Quartalskerzen sehr gut zu erkennen. Markiert sind auch die beiden Bärenmärkte (Dotcom-Bubble, Finanzkrise) und größeren Rezessionen. Sehr auffällig ist hierbei auch der Faktor Zeit. Die nun laufende Marktphase konnte innerhalb von zwei Quartalen den Ausgangspunkt wieder erreichen. Wurde im Rekordtempo bereits alles durchgestanden? Bei den vorangegangenen Rezessionen dauerte dieser Prozess Jahre und nicht nur wenige Monate. Es wäre in der Börsenhistorie in dieser Dimension einmalig.
Die 11.7/11.8 stellen im Quartalschart einen wichtigen Support dar, welcher kurz verletzt, aber bisher verteidigt wurde. Oberhalb würde die Spanne zur 13.2 aktiv bleiben. Ein nachhaltiges Verweilen (Quartalsschluss) unterhalb dürfte hingegen auch Abgaben in den 10k-er Bereich mit sich bringen.
Ebenso interessant: Die letzten größeren Gipfelphasen umfassten stets mindestens zwei Quartalskerzen. Kein gutes Omen für Q4 und Q1 2021?
Das große DAX Chartbild (als Tageschart) der letzten 25 Jahre zeigt ein ganz ähnliches Bild. Zu sehen sind die letzten beiden großen Bärenmärkte und zum Vergleich die aktuelle eigentlich noch junge Bewegung/ Marktphase. Die Verbindungslinie der letzten beiden Korrekturen wurde verletzt, aber auf Monatsschlussbasis verteidigt. Die Rally von gut 63% wurde so ermöglicht und immer weiter befeuert. Ebenso gut zu erkennen, dass in der aktuellen Rezession die Dimension nach Ausprägung und Zeit im Vergleich zu den letzten beiden Abschwüngen stark abweichend ist. Konnten die Notenbanken an den Märkten erstmals eine (starke) Rezession ausradieren, oder steht diese Marktphase in der Tat noch am Anfang und die Heftigkeit der Bewegung bleibt uns noch viele Monate erhalten? Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn am Aktienmarkt alles schon durchgestanden wäre.
Den vorangegangenen DAX-Chart zoomen wir nun bis 2015 heran. Gut zu erkennen, der DAX tritt seit fünf Jahren auf der Stelle und wurde am Allzeithoch stets heftig abverkauft (~30%). Das Muster ähnelt sich auch diesmal. Das 61,8-er Retracement würde um 10.250 verlaufen.
Blicken wir weiter auf das Jahr 2020, wo in der Vorwoche eine SKS-Umkehrformation aktiviert wurde, die jedoch ihre Zielzone um 150 Punkte verfehlte. Auffällig in diesem Bild, der DAX erlebt seit Juni in jedem Monat einen Spike, welcher im Anschluss komplett wieder abverkauft wurde. Sehen wir eine Fortsetzung im Muster und aktuell nur den “November-Spike”?
Wichtige Wochentermine:
- Montag:
- BRD Handelsbilanzsaldo September
- Eurozone sentix-Konjunkturindex November
- Dienstag:
- BRD ZEW-Konjunkturerwartungen November
- Eurozone ZEW-Konjunkturerwartungen November
- USA JOLTS-Stellenangebote September
- Mittwoch:
- –
- Donnerstag:
- GB BIP Q3
- BRD Verbraucherpreise Oktober
- Eurozone Industrieproduktion September
- USA Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe Vorwoche
- USA Fortgesetzte Anträge auf Arbeitslosenhilfe Vorwoche
- USA Verbraucherpreise Oktober
- Freitag:
- Eurozone BIP Q3
- USA Erzeugerpreise Oktober
- USA Verbrauchervertrauen Conference Board November
Charttechnische Betrachtung:
- Der DAX verletzt seine wichtige Supportzone 12.2/11.8. Unterhalb drohen weitere Abgaben zur 11.3, gefolgt von der 10.8/10.7. Oberhalb bleibt die Range zur 13.2 aktiv..
- Nachfolgend der DAX vom großen ins kleine Bild analysiert.
Xetra-DAX Monatschart.
Der Blick zum DAX Monatschart, wo der DAX den schwachen Monatsabschluss Oktober in der ersten Novemberwoche wieder negieren konnte. Auch nachhaltig? Der Kombisupport bei 12.2 stellt eine erste wichtige Weichenstellung dar. Oberhalb steht eine erste Range zur 12.6 und nachfolgend die Erweiterung Richtung 13k & 13.2. Unterhalb sei die 11.880/.850 zu nennen. Bei Bruch folgt abermals die 11.6/.560, welche bei erneutem Test vermutlich Richtung 11.3/13.265 unterschritten wird. Weitere Marken wären über 10.860/.800/.500 die 10.270/.250.
Wichtig: Sollte der Markt mit diesem rekordverdächtigen 1. Halbjahr und der heftigen Rezession im Rücken in eine neue Marktphase eingetreten sein, so wäre wahrscheinlich auch sie von hoher Volatilität in beide Richtungen geprägt, welche durchaus 2 Jahre anhalten kann.
Zusammengefasst für das große Bild im Monatschart.
- Der DAX unterhalb 12.2/11.8 angeschlagen mit ersten Zielen bei 11.3/10.860. Darunter 10.250. Oberhalb der 12.2 steht die Range 12.6 und nachfolgend zur 13.2.
Xetra-DAX Wochenchart.
Blicken wir in den Wochenchart, wo die Abverkaufskerze der Vorwoche komplett negiert werden konnte. Die alte Nackenlinie der SKS-Formation könnte um 12.4 einen ersten entscheidenden Bereich darstellen.
Oberhalb könnten die Bullen zum Wochenauftakt direkt neue Akzente setzen. Über die .480/.530/.590/.610 zur wichtigen .685. Darüber würde sich das charttechnische Bild weiter aufhellen. Die .730/.765 zur .850 und .930 wären dann zu nennen.
Unterhalb der .400 steht eine erste Range zur .245 & .190. Bei Bruch folgt die Erweiterung zur 12.090 und 12k. Darunter sei der Kombisupport bei 11.880 zu nennen.
Zusammengefasst für das Bild im Wochenchart.
- 11.8/12.2 wichtige Supportzone. Unterhalb bleiben erste Ziele zur 11.3 aktiv. Oberhalb Aufhellung zur 12.680 und nachfolgend 13.2.
Xetra-DAX Tages- und Stundenchart:
Der Blick zum kurzfristigen Chartbild, um die untergeordneten Marken besser zu erkennen.
Kurzum für den Tageschart:
- Zum Wochenauftakt könnte der Kombisupport aus m. Bollinger, Nackenlinie und dem ema200 zwischen .380/.400 einen ersten wichtigen Support darstellen.
- Oberhalb bleiben die Bullen direkt am Ball und könnten eine erste Range über die .480/.530 zur .590/.610 anstreben. Darüber sei die wichtige .685 zu nennen. Bei Bruch darüber würde sich das Bild weiter aufhellen. Weitere Marken wären .730/.765/.830/.850.
- Unterhalb der .380/.400 – insbesondere per Startkurs – könnten die Bären ihre Chance wittern und das Gap bei .330 ansteuern. Bei Bruch könnte der Cluster zur .245 & .190 aktiviert werden. Weitere Abgaben werden dann wahrscheinlich.
Relevante Marken in der Übersicht:
- Widerstände: 12.530 > 12.590 > 12.610/.620 > 12.685 > 12.730 > 12.765 > 12.850 > 12.930/.950 > 13k > 13.030 > 13.070 > 13.100 > 13.150/.165 > 13.210/.235 > < 13.260 > 13.315 > 13.340 > 13.460/.500 > 13.570 > 13.600
- Unterstützungen: 12.480 > 12.400 > 12.375 > 12.330 > 12.245 > 12.190 > 12.090/.060 > 12.035/12k > 11.880/.850 > 11.780 > 11.710/.680 > 11.600 > 11.560 > 11.470/.450 > 11.430/.390 > 11.320 > 11.265 > 11.120 > 11.025 > 10.860 > 10.760 > 10.720 > 10.525 > 10.465/.425 > 10.370/.330 > 10.280/.250 > 10.160 > 10.135/.100 > 10.040 > 9.840 > 9.700 > 9.560 > 9.330 > 9.100/8.970 > 8.685 > 8.250 > 8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k
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Der Marktüberblick im Video:
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