Die Märkte beendeten eine volatile Handelswoche am Ende versöhnlich und halten sich somit die Tür für Bullen und Bären gleichermaßen offen. Doch ist dieser Abschluss vielleicht ein wenig trügerisch, da er unter dem Einfluss des Kleinen Verfallstermin stand? Es ist durchaus auffällig, dass die gescheiterten Brexit-Verhandlungen, die Verschiebung des US-Stimulus-Pakets und die ersten Teil-Lockdowns in Europa am Markt noch keine Reaktionen ausgelöst haben. Das Märchen einer V-Erholung der Wirtschaft wird vor diesem Hintergrund weiter hinterfragt werden müssen.
Die US-Berichtssaison startet in der nächsten Woche in die heiße Phase. So melden u. a. Tesla, Netflix, Intel, AT&T, Texas Instruments, IBM und American Express. In der Woche darauf folgen dann Apple, Microsoft und Amazon.
Blicken wir auf einige übergeordnete Chartbilder…
Wir beginnen mit dem Blick in den US-Markt zum S&P500 als großen Quartalschart seit den 1990-er Jahren. Die Dimension (Ausdehnung nach Zuwachs & Zeit) der Anstiegsbewegung bis zur Dotcom-Bubble 2000 ist nun um 3.540 nochmals exakt nachgebildet worden (10 Jahre Expansion – 10 Jahre Korrektur – 10 Jahre Expansion – Fortsetzung im Muster?). Die Marke 1.500 stellt im übergeordneten Bild einen Schlüsselsupport dar. Oberhalb des alten Allzeithochs um 3.400 haben die Bullen kurzfristig weiter gute Chance Richtung Vormonatshoch zu laufen.
Interessanter Fakt: Würde der S&P500 bis zur US-Wahl auf 3.630 Punkte steigen, hätte er die größte Rally seiner Geschichte absolviert.
Ergänzend zum vorangegangenen Bild folgt der Blick in den kleineren S&P500 Wochenchart, wo in der bereits erwähnten übergeordneten Widerstandszone auch die obere Begrenzungslinie des Broadening-Tops verläuft. Im vergangenen Monat wurde die Oberseite getestet und im ersten Schritt abverkauft. In der vergangenen Woche sollte nochmals ein Angriff auf die Oberkante erfolgen, welcher jedoch nicht vollständig durchzogen werden konnte. Die schwächere Wochenkerze deutet vorerst schwieriges Fahrwasser für die Bullen an. Die Bären sollten auf ein Doppeltop innerhalb des Broadening-Tops setzen.
Bleiben wir noch im US-Markt und schauen auf den Nasdaq Monatschart seit 1990. Die nun eingesetzte scharfe Rezession der Corona-Pandemie führte gar zu einem Rücklauf über das Allzeithoch, d. h. der Nasdaq steht in der scharfen Rezession deutlich höher als zum Vorkrisenniveau, wo es noch solides Wirtschaftswachstum und eine sehr geringe Arbeitslosenquote gab. Die Rekordhausse (nach Ausdehnung & Zeit) wurde bei den Techs bisher nicht korrigiert und läuft unvermindert weiter.
Die Monatskerze September stellte die erste rote Monatskerze seit dem Abverkauf im Frühjahr dar. Die Oberkante des in der Pandemie gebrochenen Hausse-Trendkanals konnte wieder angelaufen und bisher verteidigt werden. Oberhalb behalten die Bullen das Zepter in der Hand, allerdings fehlen bisher die Anschlusskäufe nach dem Durchbruch.
Im weiteren Bild sehen wir den Nasdaq als Tageschart, wo die starke Rally vom Frühjahr bis über den 2009-er Hausse-Aufwärtstrendkanal führte und anschließend weiter beschleunigte. Das mittlere Bollingerband (grau) konnte während der Rally stets eine Sicherung vor einer möglichen Korrektur darstellen und führte die Rally wie an einer Perlenschnur nach oben. Im September wurde dieses Muster beendet und das m. Bollinger durchbrochen. Damit wurde der Weg zur alten Kanaloberkante geebnet. Eine sehr wichtige Entscheidungszone, welche zusätzlich durch die 100-Tagelinien (sma100/ ema100) verstärkt wird.
Gut zu erkennen ist die vor einer Woche thematisierte iSKS-Formation, welche bei einer Aktivierung zum Wochenstart direkt für Dynamik zur 12k sorgen sollte. Der am Montag eingesetzte sehr starke Aufwärtsimpuls konnte jedoch nicht für einen Durchbruch über die Widerstandszone sorgen. Falls der Aufwärtstrendkanal verletzt wird, müssen die Bullen dringend die Nackenlinie der iSKS verteidigen. Ein Sprung über das Vorwochenhoch bringt hingegen schnell das Allzeithoch auf den Plan.
Ein weiteres interessantes Bild zeigt die Gegenüberstellung von Nasdaq, S&P500 und DAX (Performanceindex). Auffällig ist die sehr starke Divergenz (mittlerweile größer als zur Dotcom-Bubble während der Jahrtausendwende) zu den Tech-Werten und dem “breiten Markt”. Der DAX notiert noch deutlich unter seinem Allzeithoch und baut seine Underperformance seit Jahren aus.
Zu erkennen wäre ebenso, dass die Divergenz Tech – Breite Markt im Verlauf der Dotcom-Bubble und später auch in der Finanzkrise wieder komplett abgebaut werden konnte. Ist dies diesmal wegen der Notenbanken alles unvorstellbar, oder stehen wir erst am Anfang dieser neuen Marktphase?
Genau diese Gegenüberstellung zoomen wir nun auf die letzten 60 Handelstage heran und erkennen, dass der DAX seit Anfang August nicht von der Stelle kommt. Die US-Indizes performten zuletzt klar besser und die Divergenz wurde wieder deutlich erhöht. Folgt in der kommenden Woche erneut die impulsartige Anpassung?
Kommen wir nach Deutschland und damit zum DAX Quartalschart (jede Kerze stellt ein Quartal dar) seit 1990. Das historische Jahr 2020 ist an den letzten Quartalskerzen sehr gut zu erkennen. Markiert sind auch die beiden Bärenmärkte (Dotcom-Bubble, Finanzkrise) und größeren Rezessionen. Sehr auffällig ist hierbei auch der Faktor Zeit. Die nun laufende Marktphase vollendete erst das zweite Quartal und trotzdem konnte bereits wieder der Ausgangspunkt erreicht werden. Wurde im Rekordtempo bereits alles durchgestanden? Bei den vorangegangenen Rezessionen dauerte dieser Prozess Jahre und nicht nur wenige Monate. Es wäre in der Börsenhistorie in dieser Dimension einmalig.
Die 11.7/11.8 stellt im Quartalschart einen ersten wichtigen Support dar. Oberhalb bleibt die Spanne zur 13.2 aktiv, welche in der vergangenen Woche abgearbeitet wurde. Darüber sei die 13.5 zu nennen. Bei nachhaltigem Bruch durch die 11.7/11.8 droht eine Eintrübung unter die 11k.
Ebenso interessant: Die letzten größeren Gipfelphasen umfassten stets mindestens zwei Quartalskerzen. Kein gutes Omen für ein starkes viertes Quartal?
Das große DAX Chartbild (als Tageschart) der letzten 25 Jahre zeigt ein ganz ähnliches Bild. Zu sehen sind die letzten beiden großen Bärenmärkte und zum Vergleich die aktuelle eigentlich noch junge Bewegung/ Marktphase. Die Verbindungslinie der letzten beiden Korrekturen wurde verletzt, aber auf Monatsschlussbasis verteidigt. Die Rally von gut 63% wurde so ermöglicht und immer weiter befeuert. Ebenso gut zu erkennen, dass in der aktuellen Rezession die Dimension nach Ausprägung und Zeit im Vergleich zu den letzten beiden Abschwüngen stark abweichend ist. Konnten die Notenbanken an den Märkten erstmals eine (starke) Rezession ausradieren, oder steht diese Marktphase in der Tat noch am Anfang und die Heftigkeit der Bewegung bleibt uns noch viele Monate erhalten? Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn am Aktienmarkt alles schon durchgestanden wäre.
Ebenso interessant: Seit 2015 wird der DAX am Allzeithoch stets heftig abverkauft (~25%). Das Muster ähnelt sich auch diesmal. Könnte die untere Keilbegrenzung doch nochmal in den Fokus rücken?
Wichtige Wochentermine:
- Montag:
- Japan Handelsbilanz
- China BIP Q3
- Rede FED-Chef Powell/ EZB-Chefin Lagarde
- Dienstag:
- USA Baugenehmigungen September
- USA Verbraucherpreise September
- Mittwoch:
- USA FED Beige Book
- Donnerstag:
- BRD GfK-Konsumklima November
- USA Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe Vorwoche
- USA Fortgesetzte Anträge auf Arbeitslosenhilfe Vorwoche
- Eurozone Verbrauchervertrauen Oktober
- Freitag:
- TV-Duell Trump vs. Biden
- BRD Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe Oktober
- BRD Einkaufsmanagerindex Dienstleistungssektor Oktober
- Eurozone Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe Oktober
- Eurozone Einkaufsmanagerindex Dienstleistungssektor Oktober
- USA Markit Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe Oktober
- USA Markit Einkaufsmanagerindex Dienstleistungssektor Oktober
Charttechnische Betrachtung:
- Der DAX oberhalb der 12.1 mit einer Range zur 13.2. Unterhalb steht die 11.7 im Fokus, welche beim Bruch die Tür zur 10.3 öffnen könnte. Oberhalb der 13.2 bleibt das Panic-Gap bei 13.500 das Ziel.
- Nachfolgend der DAX vom großen ins kleine Bild analysiert.
Xetra-DAX Monatschart.
Der Blick zum Monatschart (jede Kerze stellt einen Monat dar). Der DAX erlebte zum Jahresbeginn einen Abverkauf von 40 Prozent, wo auch die Verbindungslinie der letzten Bärenmärkte verletzt wurde und das 38,2-er Retracement der Haussebewegung bei 8.250 letztendlich vorerst Halt bot. Die Stabilisierung oberhalb der 9k auf Monatsschlussbasis ermöglichte den Beginn der scharfen Rally, welche mit +63% in dieser kurzen Zeit einen neuen Börsenrekord aufstellte.
Nach überwinden der 11.6 hellte sich das Bild zur 12.1/12.2 auf. Oberhalb war und bleibt die Gap-Zone 13.240/.500 (Corona-Panic-Gap) aktiv, welche nun bereits abgearbeitet wurde. Die letzten Monatskerzen konnten ihren Hochpunkt nie verteidigen bzw. wurden sogar heftig abverkauft. Hinweise für eine Gipfelbildung? Die Gipfelphasen der letzten fünf Jahre benötigten stets mindestens drei Monate. Eine Entscheidung wäre fällig.
Auf Monatssicht stellen nach der .490 die Vormonatstiefpunkte bei 12.365/.340 eine erste wichtige Unterstützung dar. Darunter folgt mit der 12.237/.220 eine harte Supportzone aus GD38 und mittlerem Bollingerband. Unterhalb sind die 11.950/.845/.680 zu nennen. Bei nachhaltigem Bruch droht der Fall Richtung GD200 um 10.700. Oberhalb der 13.165 bleibt hingegen die Range über die .235/.315 zur .460/.500 aktiv.
Wichtig: Sollte der Markt mit diesem rekordverdächtigen 1. Halbjahr und der heftigen Rezession im Rücken in eine neue Marktphase eingetreten sein, so wäre wahrscheinlich auch sie von hoher Volatilität in beide Richtungen geprägt, welche durchaus 2 Jahre anhalten kann.
Zusammengefasst für das große Bild im Monatschart.
- Der DAX oberhalb der 12.2 mit einer neutralen Range über die 12.9 zur 13.2. Darüber bleibt die 13.500 die Zielzone
- Widerstände: 12.910 > 12.950 > 13k > 13.100 > 13.150/.165 > > 13.235 > 13.315 > 13.360 > 13.460/.500 > 13.570 > 13.600
- Unterstützungen: 12.840 > 12.800 > 12.740 > 12.680 > 12.640/.600 > 12.570/.540 > 12.490 > 12.365/.350 > 12.255 > 12.237/.220 > 12.165 > 12.095 > 12k > 11.950 > 11.845 > 11.680 > 11.600 > 11.550 > 11.447 > 11.410 > 11.370 > 11.266 > 11.245 > 11.125 > 11.030 > 10.860 > 10.770/.730 > 10.560/.525 > 10.425 > 10.370/.330 > 10.200/.100 > 10.040 > 9.700 > 9.320 > 9.100/8.970 > 8.685 > 8.250/8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k
Xetra-DAX Wochenchart.
Blicken wir in den Wochenchart, wo der DAX nun das vierte Mal am Stück den Wochensupport am mittleren Bollingerband verteidigen konnte. Die erste relevante Zone dürften zum Wochenauftakt um 12.910 verlaufen.
Oberhalb können die Bullen eine erste Range über die .950 zur 13k/.030 ausbilden, wo der Weg bereits wieder steiniger werden dürfte. Darüber würde sich das Bild wieder zur 13.1 aufhellen. Gefolgt vom Cluster .165 und .210/.235. Bei Bruch sei der Bereich .315/.340 zu nennen.
Unterhalb der 12.910 folgt ein erster Cluster über die .840 zur .800. Darunter rückt abermals das mittlere Bollingerband bei 12.740 in den Blickpunkt, welches zuletzt stets verteidigt werden konnte. Ein nachhaltiger Bruch wäre ein Warnsignal. Darunter folgen Marken bei .640/.600. Im weiteren Verlauf .540/.490/.400/.340.
Zusammengefasst für das Bild im Wochenchart.
- Oberhalb der 12.2 bleiben die Bullen stets im Vorteil.
- Widerstände: 12.910 > 12.950 > 12.975 > 13k > 13.030 > 13.070 > 13.100 > 13.150/.165 > 13.210/.235 > < 13.260 > 13.315 > 13.340 > 13.460/.500 > 13.570 > 13.600
- Unterstützungen: 12.840 > 12.800 > 12.740 > 12.680 > 12.640/.600 > 12.540 > 12.490 > 12.400 > 12.340 > 12.255 > 12.237/.220 > 12.165 > 12.095 > 12k > 11.950 > 11.825 > 11.680 > 11.600 > 11.540 > 11.447 > 11.390 > 11.290 > 11.125 > 11.075/.030 > 10.985/.925 > 10.880 > 10.760/.740 > 10.700 > 10.525 > 10.465/.425 > 10.370/.330 > 10.250 > 10.160 > 10.135/.100 > 10.045 > 9.840 > 9.700 > 9.627 > 9.520 > 9.320 > 9.200 > 9.100/8.970 > 8.685 > 8.250 > 8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k
Xetra-DAX Tageschart:
Der Blick zum kurzfristigen Chartbild, um die untergeordneten Marken besser zu erkennen.
Kurzum für den Tages- und Stundenchart:
- Der DAX dürfte an seinem Freitagsschlusskurs um 12.910 auf eine erste relevante Marke treffen.
- Oberhalb könnte er eine erste Range über die .950 zum Gap bei .975 und zur alten Trendlinie bei 13k ausbilden. Darüber würde sich das Bild über die 13.030/.070 zur .100 wieder etwas aufhellen.
- Unterhalb der .910 könnte der DAX in einen Insideday (Tageskerze innerhalb der Vortageskerze) streben. Eine erste Spanne wäre dann über die .840 zum m. Bollinger bei .800 aktiv. Darunter folgt der Cluster zum sma100 bei .740 über die .770. Ein weiterer Cluster wäre der Bereich .700 zur .640.
Zusätzlich relevante Marken im Tageschart.
- Widerstände: 12.910 > 12.950 > 12.975 > 13k > 13.030 > 13.070 > 13.100 > 13.150/.165 > 13.210/.235 > 13.260 > 13.315 > 13.340 > 13.460 > 13.500 > 13.570 > 13.600
- Unterstützungen: 12.840 > 12.800 > 12.770 > 12.740 > 12.700 > 12.640/.600 > 12.560/.540 > 12.490/.470 > 12.435/.405 > 12.365/.340 > 12.255 > 12.237/.220 > 12.165 > 12.095 > 12k > 11.950 > 11.825 > 11.680 > 11.600 > 11.550 > 11.460 > 11.430/.390 > 11.245/.230 > 11.195/.185 > 11.125 > 11.075/.030 > 10.985/.950/.925 > 10.860 > 10.760/.740 > 10.700 > 10.525 > 10.465/.425 > 10.390/.330 > 10.260 > 10.165 > 10.135/.100 > 10.045 > 9.985 > 9.840 > 9.700 > 9.627 > 9.460 > 9.320 > 9.050/8.970 > 8.685 > 8.400 > 8.250 > 8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k
Die Analyse im Detail, sowie zusätzliche Informationen, gibt es wie immer im Video am Ende des Beitrags.
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Der Marktüberblick im Video:
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