Die vergangene Handelswoche war durch erhöhte Volatilität geprägt, die uns noch im Unklaren lässt, ob es sich hierbei schon um größere Marktbewegungen handeln könnte. Nach einem sehr bullischen Auftakt sorgten die Bären für heftige Rücksetzer, vor allem im Tech-Sektor. Allerdings sind diese Bereiche in den vergangenen Monaten so stark angestiegen, dass selbst zwei scharfe Verlusttage noch keinen bullischen Trendbruch bedeuten. Mehrere interessante Auffälligkeiten gab es trotzdem zu erkennen, welche die Abonnenten auf dem Youtube-Kanal bereits kennen und wir hiermit nochmal beleuchten wollen.
Blicken wir kurz auf einige interessante Charts…
Wir beginnen abermals mit den S&P500, welcher in der vergangenen Woche in eine ganz interessante Zone gelaufen ist und einen deutlichen Abpraller hinnehmen musste. Zu sehen ist er als großer Quartalschart seit den 1990-er Jahren. Die Dimension (Ausdehnung nach Zuwachs & Zeit) der Anstiegsbewegung bis zur Dotcom-Bubble 2000 ist nun um 3.540 nochmals exakt nachgebildet worden (10 Jahre Expansion – 10 Jahre Korrektur – 10 Jahre Expansion – Fortsetzung im Muster?).
Interessanter Fakt: Falls der S&P500 bis zur US-Wahl auf 3.630 Punkte steigen kann, hätte er die größte Rally seiner Geschichte absolviert, obwohl die US-Wirtschaft den größten BIP-Rückgang seit Jahrzehnten verarbeiten muss.
Ergänzend zum vorangegangenen Bild folgt der Blick noch in den kleineren S&P500 Wochenchart, wo in der bereits erwähnten übergeordneten Widerstandszone auch die obere Begrenzungslinie des Broadening-Tops verläuft. In der vergangenen Woche wurde die Oberseite getestet und im ersten Schritt abverkauft. Der Beginn einer Konsolidierung?
Ein weiteres interessantes Bild zeigt die Gegenüberstellung von Nasdaq, S&P500 und DAX (Performanceindex). Auffällig ist die sehr starke Divergenz (mittlerweile größer als zur Dotcom-Bubble während der Jahrtausendwende) zu den Tech-Werten und dem “breiten Markt”. Der DAX notiert noch deutlich unter seinem Allzeithoch.
Zu erkennen wäre ebenso, dass die Divergenz Tech – Breite Markt im Verlauf der Dotcom-Bubble und später auch in der Finanzkrise wieder komplett abgebaut werden konnte. Diesmal alles unvorstellbar?
Nachfolgend der Blick in den Nasdaq Monatschart seit 1990. Die nun eingesetzte scharfe Rezession der Corona-Pandemie führte gar zu einem Rücklauf über das Allzeithoch, d. h. der Nasdaq steht in der scharfen Rezession deutlich höher als zum Vorkrisenniveau, wo es noch solides Wirtschaftswachstum und eine sehr geringe Arbeitslosenquote gab. Die Rekordhausse (nach Ausdehnung & Zeit) wurde bei den Techs bisher nicht korrigiert.
Finale Übertreibungsphasen im Fahnenstangenmodus können jedoch weit ausgedehnt werden.
Im weiteren Bild sehen wir den Nasdaq als Tageschart, wo die starke Rally über den 2009-er Hausse-Aufwärtstrend führte und anschließend weiter beschleunigte. Der Abstand zur 200-Tagelinie, welche in aller Regelmäßigkeit bei Korrekturen angelaufen wird, betrugt in der Spitze über 30 Prozent. Somit könnte selbst eine “normale” Korrektur schon zu heftigen Verwerfungen an der Technologiebörse führen.
Weiterer interessanter Aspekt: Das mittlere Bollingerband (grau) konnte während der Rally stets eine Sicherung vor einer möglichen Korrektur darstellen. Am Freitag wurde es abermals getestet.
Im DAX Quartalschart (jede Kerze stellt ein Quartal(!) dar; seit 1990) ist dieses historische 1. Halbjahr 2020 an den letzten zwei Quartalskerzen sehr gut zu erkennen. Gut zu erkennen sind auch die beiden Bärenmärkte (Dotcom-Bubble, Finanzkrise) und größeren Rezessionen, die jedoch nicht so stark waren, wie der aktuelle wirtschaftliche Abschwung. Sehr auffällig ist hierbei auch der Faktor Zeit. Die nun laufende Marktphase steht erst im zweiten Quartal und trotzdem wurde fast wieder der Ausgangspunkt erreicht. Wurde im Rekordtempo alles bereits durchstanden? Bei den vorangegangenen Rezessionen dauerte dieser Prozess Jahre und nicht nur wenige Monate. Es wäre in der Börsenhistorie in dieser Dimension einmalig.
Die 11.6 stellt im Quartalschart einen ersten wichtigen Support dar. Oberhalb bleibt die Spanne zur 13.2 aktiv, welche zuletzt stets abverkauft wurde. Unterhalb könnte die Tür zur 10.3 wieder geöffnet werden.
Ebenso interessant: Die letzten größeren Gipfelphasen umfassten stets mindestens zwei Quartalskerzen.
Das große DAX Chartbild (als Tageschart) der letzten 25 Jahre zeigt ein ganz ähnliches Bild. Zu sehen sind die letzten beiden großen Bärenmärkte und zum Vergleich die aktuelle eigentlich noch junge Bewegung/ Marktphase. Die Verbindungslinie der letzten beiden Korrekturen wurde verletzt, aber auf Monatsschlussbasis verteidigt. Die Rally von gut 63% wurde so ermöglicht und immer weiter befeuert. Ebenso gut zu erkennen, dass in der aktuellen Rezession die Dimension nach Ausprägung und Zeit im Vergleich zu den letzten beiden Abschwüngen stark abweichend ist. Konnten die Notenbanken an den Märkten erstmals eine (starke) Rezession ausradieren, oder steht diese Marktphase in der Tat noch am Anfang und die Heftigkeit der Bewegung bleibt uns noch viele Monate erhalten? Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn am Aktienmarkt alles schon durchgestanden wäre.
Ebenso interessant: Seit 2015 wird der DAX am Allzeithoch stets heftig abverkauft.
Nachfolgend noch der DAX Tageschart mit seinen Allzeithochs seit 2017. Zu gerne wurde das AZH per Doppelspitze – wobei der 2. Gipfel gerne höhergestellt ist – abverkauft. Können die Bullen es diesmal verhindern?
Zum Abschluss dieser Reihe der Blick zum DAX Kursindex (Wochenchart), wo sich der Index den ganzen Sommer lang an einem wichtigen Kombiwiderstand (sma200, Retracement, Trendlinien) entlanghangelt und diesen bisher nicht überwinden konnte. Die Anstiegssequenz erinnert an die Bewegung vom vergangenen Winter kurz bevor der Abverkauf einsetzte.
Wichtige Wochentermine:
- Montag:
- China Handelsbilanz Juli
- BRD Industrieproduktion Juli
- Eurozone sentix-Konjunkturindex September
- Dienstag:
- Japan BIP Q2
- BRD Handelsbilanz Juli
- Eurozone BIP Q2
- Mittwoch:
- USA JOLTS-Daten (offene Stellen) Juli
- Donnerstag:
- Eurozone EZB-Zinsentscheid
- USA Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe Vorwoche
- USA Fortgesetzte Anträge auf Arbeitslosenhilfe Vorwoche
- USA Erzeugerpreise August
- Freitag:
- BRD Verbraucherpreise August
- GB Handelsbilanz Juli
- USA Verbraucherpreise August
- USA Realeinkommen August
Charttechnische Betrachtung:
- Der DAX oberhalb der 12.1 mit einer Range zur 13.2. Unterhalb steht die 11.6 im Fokus, welche beim Bruch die Tür zur 10.3 öffnen könnte. Oberhalb der 13.2 bleibt das Panic-Gap bei 13.500 das Ziel.
- Nachfolgend der DAX vom großen ins kleine Bild analysiert.
Xetra-DAX Monatschart.
Der Blick zum übergeordneten Chartbild. Der DAX erlebte zum Jahresbeginn einen Abverkauf von 40 Prozent, wo auch die Verbindungslinie der letzten Bärenmärkte verletzt wurde und das 38,2-er Retracement der Haussebewegung bei 8.250 letztendlich vorerst Halt bot. Die Stabilisierung oberhalb der 9k auf Monatsschlussbasis ermöglichte den Beginn der scharfen Rally, welche mit +63% in dieser kurzen Zeit einen neuen Börsenrekord aufstellte.
Nach überwinden der 11.6 hellte sich das Bild zur 12.1/12.2 auf. Oberhalb war und bleibt die Gap-Zone 13.240/.500 (Corona-Panic-Gap) aktiv, welche nun bereits abgearbeitet wurde. Die letzten drei Monatskerzen konnten ihren Hochpunkt nie verteidigen bzw. wurden sogar heftig abverkauft. Hinweise für eine Gipfelbildung? Die Gipfelphasen der letzten fünf Jahre benötigten stets mindestens drei Monate. Es könnte also spannend werden.
Auf Monatssicht stellen die 12.365/.185 erste wichtige Unterstützungen dar. Sie bilden eine neutrale Range zur 13.165. Unterhalb folgt das mittlere Bollingerband bei 11.950. Bei nachhaltigem Bruch folgt eine erste übergeordnete Eintrübung mit nächsten Unterstützungen bei 11.6/ 11.3/ 10.850 und den beiden GD200 kombiniert bei 10.700. Oberhalb der 13.165 bleibt hingegen die Range über die .315 zur .475/.500 aktiv.
Wichtig: Sollte der Markt mit diesem rekordverdächtigen 1. Halbjahr und der heftigen Rezession im Rücken in eine neue Marktphase eingetreten sein, so wäre wahrscheinlich auch sie von hoher Volatilität in beide Richtungen geprägt, welche durchaus 2 Jahre anhalten kann.
Zusammengefasst für das große Bild im Monatschart.
- Der DAX oberhalb der 12.2 mit einer neutralen Range zur 13.165.
- Widerstände: 12.925 > 12.975 > 13k > 13.060 > 13.100 > 13.165 > 13.220 > 13.240 > 13.325 > 13.350 > 13.400 > 13.450/.475 > 13.500
- Unterstützungen: 12.900 > 12.840/.820 > 12.755 > 12.700 > 12.610 > 12.490 > 12.365/.315 > 12.255 > 12.185/.165 > 12.135 > 12.100/.075 > 11.950 > 11.900 > 11.800 > 11.680 > 11.600 > 11.550 > 11.447 > 11.410 > 11.370 > 11.266 > 11.245 > 11.125 > 11.030 > 10.860 > 10.760 > 10.700 > 10.560/.525 > 10.425 > 10.370/.330 > 10.200/.100 > 10.040 > 9.700 > 9.320 > 9.100/8.970 > 8.685 > 8.250/8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k
Xetra-DAX Wochenchart.
Blicken wir in den Wochenchart, wo sich der DAX seit Anfang Juli in einen Seitwärtstrend eingefunden hat. Der Ausbruchversuch in das Corona-Panic-Gap wurde direkt wieder komplett abverkauft. Im Fokus dürfte zum Wochenauftakt die Juni-Trendbegrenzung bei knapp 12.925 liegen.
Oberhalb wäre weiterhin die Range über die 12.975/13k/13.1 zur 13.165 aktiv. Darüber wäre weiterhin über die .315 die .475/.500 (Corona-Panic-Gap) ein Thema. Jedoch in der kommenden Woche nicht favorisiert.
Unterhalb der 12.925 steht eine erste Range über die 12.900/.840 zur 12.755 & .700. Bei Bruch würden .610 & .490 in den Fokus rücken. Darunter die große Supportzone ab 12.2.
Zusammengefasst für das Bild im Wochenchart.
- Oberhalb der 12.2k bleiben die Bullen stets im Vorteil.
- Widerstände: 12.925 > 12.975 > 13k > 13.060 > 13.100 > 13.165 > 13.220 > 13.240 > 13.315/.325 > 13.350 > 13.400 > 13.450/.475 > 13.500
- Unterstützungen: 12.900 > 12.840/.820 > 12.755 > 12.700 > 12.610 > 12.535 > 12.490 > 12.370/.315 > 12.255 > 12.185/.165 > 12.135 > 12.100/.075 > 11.950 > 11.900 > 11.800 > 11.680 > 11.600 > 11.540 > 11.447 > 11.390 > 11.290 > 11.125 > 11.075/.030 > 10.985/.925 > 10.860 > 10.760/.740 > 10.700 > 10.525 > 10.465/.425 > 10.370/.330 > 10.250 > 10.160 > 10.135/.100 > 10.045 > 9.840 > 9.700 > 9.627 > 9.520 > 9.320 > 9.200 > 9.100/8.970 > 8.685 > 8.250 > 8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k
Xetra-DAX Tageschart:
Der Blick zum kurzfristigen Chartbild, um die untergeordneten Marken besser zu erkennen.
Kurzum für den Tageschart:
- Der DAX verletzte am Freitag das mittlere Bollingerband bei 12.975 und den GD38 bei 12.900. Bei Handelsstart innerhalb könnte hier eine erste abwartende Range zu finden sein.
- Oberhalb der 12.975 könnten die Bullen den Cluster zur 13.165 über die 13k/13.060/13.100 erneut aktivieren. Eine Spanne, welche durchaus für 2 Handelstage ausgelegt wäre.
- Unterhalb vom GD38 bei 12.900 bleiben die Bären direkt am Drücker und können eine erste Spanne zur .840/.820 ausbilden. Darunter wäre der Cluster über die .755 zur .700 aktiviert.
Zusätzlich relevante Marken im Tageschart.
- Widerstände: 12.925 > 12.975 > 13k > 13.060 > 13.100 > 13.165 > 13.220 > 13.280 > 13.300 > 13.314/.325 > 13.350 > 13.400 > 13.450/475 > 13.500
- Unterstützungen: 12.900 > 12.840/.820 > 12.755 > 12.700 > 12.610 > 12.530 > 12.490 > 12.370/.315 > 12.255 > 12.185/.165 > 12.135 > 12.100/.075 > 11.950 > 11.900 > 11.800 > 11.680 > 11.600 > 11.550 > 11.460 > 11.430/.390 > 11.245/.230 > 11.195/.185 > 11.125 > 11.075/.030 > 10.985/.950/.925 > 10.860 > 10.760/.740 > 10.700 > 10.525 > 10.465/.425 > 10.390/.330 > 10.260 > 10.165 > 10.135/.100 > 10.045 > 9.985 > 9.840 > 9.700 > 9.627 > 9.460 > 9.320 > 9.050/8.970 > 8.685 > 8.400 > 8.250 > 8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k
Die Analyse im Detail, sowie zusätzliche Informationen, gibt es wie immer im Video am Ende des Beitrags.
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Der Marktüberblick im Video:
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