Es bleibt ein Balanceakt an den Märkten. Die US-Techs erlebten abermals eine Schwächewoche (stärkste seit fast 6 Monaten), aber der DAX konnte trotzdem seinen Juni-Trend arg klammernd verteidigen. Vielleicht unterstützte bereits der Große Verfallstermin (Freitag) in der anstehenden Handelswoche, die zusätzlich viele interessante Impulsgeber (“Brexit-Abstimmung”, Geldpolitische Entscheidungen der FED, BoJ, BoE) mit sich bringen wird. Schaffen es die US-Techs, den DAX aus seiner fragilen Balance zu drängen?
Blicken wir kurz auf einige interessante Charts…
Wir beginnen abermals mit den S&P500, welcher in diesem Monat in eine ganz interessante Zone gelaufen ist und bisher einen deutlichen Abpraller hinnehmen musste. Zu sehen ist er als großer Quartalschart seit den 1990-er Jahren. Die Dimension (Ausdehnung nach Zuwachs & Zeit) der Anstiegsbewegung bis zur Dotcom-Bubble 2000 ist nun um 3.540 nochmals exakt nachgebildet worden (10 Jahre Expansion – 10 Jahre Korrektur – 10 Jahre Expansion – Fortsetzung im Muster?). Der Monatsabschluss September bildet zugleich den Quartalsabschluss und somit die Fertigstellung der Quartalskerze. Wird sie an dieser großen Zielmarke abverkauft?
Interessanter Fakt: Würde der S&P500 bis zur US-Wahl auf 3.630 Punkte steigen, hätte er die größte Rally seiner Geschichte absolviert, obwohl die US-Wirtschaft den größten BIP-Rückgang seit Jahrzehnten verarbeiten muss.
Ergänzend zum vorangegangenen Bild folgt der Blick noch in den kleineren S&P500 Wochenchart, wo in der bereits erwähnten übergeordneten Widerstandszone auch die obere Begrenzungslinie des Broadening-Tops verläuft. In diesem Monat wurde die Oberseite getestet und im ersten Schritt abverkauft. Im US-Markt droht die erste rote Monatskerze seit dem Abverkauf im Frühjahr und dies an einer mehrfach wichtigen Widerstandszone.
Ein weiteres interessantes Bild zeigt die Gegenüberstellung von Nasdaq, S&P500 und DAX (Performanceindex). Auffällig ist die sehr starke Divergenz (mittlerweile größer als zur Dotcom-Bubble während der Jahrtausendwende) zu den Tech-Werten und dem “breiten Markt”. Der DAX notiert noch deutlich unter seinem Allzeithoch.
Zu erkennen wäre ebenso, dass die Divergenz Tech – Breite Markt im Verlauf der Dotcom-Bubble und später auch in der Finanzkrise wieder komplett abgebaut werden konnte. Ist dies diesmal wegen der Notenbanken alles unvorstellbar?
Genau diese Gegenüberstellung zoomen wir nun auf die letzten 30 Handelstage heran und erkennen auch einen Grund, warum der DAX in der vergangenen Woche besser performen konnte. Die Rally der US-Indizes im August konnte er überhaupt nicht nachbilden. Diese herausgebildete Divergenz konnte in den letzten 2 Wochen nun wieder geschlossen werden. Findet die kurzfristige Outperformance damit auch ein Ende?
Nachfolgend der Blick in den Nasdaq Monatschart seit 1990. Die nun eingesetzte scharfe Rezession der Corona-Pandemie führte gar zu einem Rücklauf über das Allzeithoch, d. h. der Nasdaq steht in der scharfen Rezession deutlich höher als zum Vorkrisenniveau, wo es noch solides Wirtschaftswachstum und eine sehr geringe Arbeitslosenquote gab. Die Rekordhausse (nach Ausdehnung & Zeit) wurde bei den Techs bisher nicht korrigiert und läuft unvermindert weiter.
Interessant: Die aktuelle Monatskerze könnte die erste rote Monatskerze seit dem Abverkauf im Frühjahr werden. Auch der Quartalsabschluss könnte damit eingetrübt werden.
Im weiteren Bild sehen wir den Nasdaq als Tageschart, wo die starke Rally über den 2009-er Hausse-Aufwärtstrend führte und anschließend weiter beschleunigte. Der Abstand zur 200-Tagelinie, welche in aller Regelmäßigkeit bei Korrekturen angelaufen wird, betrug in der Spitze über 30 Prozent. Somit könnte selbst eine “normale” Korrektur schon zu heftigen Verwerfungen an der Technologiebörse führen.
Interessant: Das mittlere Bollingerband (grau) konnte während der Rally stets eine Sicherung vor einer möglichen Korrektur darstellen und führte die Rally wie an einer Perlenschnur nach oben. In der vergangenen Woche wurde dieses Muster beendet und das m. Bollinger durchbrochen. Die kurze bullische Gegenbewegung sorgte nur für einen Retest des m. Bollinger auf seiner Unterseite, welcher einen bestätigenden Charakter für diesen Ausbruch haben könnte.
Im DAX Quartalschart (jede Kerze stellt ein Quartal(!) dar; seit 1990) ist dieses historische 1. Halbjahr 2020 an den letzten zwei Quartalskerzen sehr gut zu erkennen. Gut zu erkennen sind auch die beiden Bärenmärkte (Dotcom-Bubble, Finanzkrise) und größeren Rezessionen, die jedoch nicht so stark waren, wie der aktuelle wirtschaftliche Abschwung. Sehr auffällig ist hierbei auch der Faktor Zeit. Die nun laufende Marktphase vollendet erst das zweite Quartal und trotzdem wurde fast wieder der Ausgangspunkt erreicht. Wurde im Rekordtempo alles bereits durchgestanden? Bei den vorangegangenen Rezessionen dauerte dieser Prozess Jahre und nicht nur wenige Monate. Es wäre in der Börsenhistorie in dieser Dimension einmalig.
Die 11.6 stellt im Quartalschart einen ersten wichtigen Support dar. Oberhalb bleibt die Spanne zur 13.2 aktiv, welche zuletzt stets abverkauft wurde. Unterhalb könnte die Tür zur 10.3 wieder geöffnet werden.
Ebenso interessant: Die letzten größeren Gipfelphasen umfassten stets mindestens zwei Quartalskerzen. Das aktuelle Quartal wird in diesem Monat abgeschlossen!
Das große DAX Chartbild (als Tageschart) der letzten 25 Jahre zeigt ein ganz ähnliches Bild. Zu sehen sind die letzten beiden großen Bärenmärkte und zum Vergleich die aktuelle eigentlich noch junge Bewegung/ Marktphase. Die Verbindungslinie der letzten beiden Korrekturen wurde verletzt, aber auf Monatsschlussbasis verteidigt. Die Rally von gut 63% wurde so ermöglicht und immer weiter befeuert. Ebenso gut zu erkennen, dass in der aktuellen Rezession die Dimension nach Ausprägung und Zeit im Vergleich zu den letzten beiden Abschwüngen stark abweichend ist. Konnten die Notenbanken an den Märkten erstmals eine (starke) Rezession ausradieren, oder steht diese Marktphase in der Tat noch am Anfang und die Heftigkeit der Bewegung bleibt uns noch viele Monate erhalten? Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn am Aktienmarkt alles schon durchgestanden wäre.
Ebenso interessant: Seit 2015 wird der DAX am Allzeithoch stets heftig abverkauft. Die Muster ähneln sich auch diesmal.
Nachfolgend noch der DAX Tageschart mit seinen Allzeithochs seit 2017. Zu gerne wurde das AZH per Doppelspitze – wobei der 2. Gipfel gerne höhergestellt ist – abverkauft. Können die Bullen es diesmal verhindern?
Die hangelnde und klammernde Bewegung am Support ähnelt auch dem Bild zum Jahresanfang. Passenderweise wirkt dieser alte Support nun auch deckelnd.
Wichtige Wochentermine:
- Montag:
- Japan Industrieproduktion Juli
- Eurozone Industrieproduktion Juli
- Dienstag:
- China Industrieproduktion August
- China Einzelhandelsumsatz August
- BRD ZEW-Konjunkturerwartungen September
- Eurozone ZEW-Konjunkturerwartungen September
- USA Empire State Manufacturing Index September
- USA Industrieproduktion August
- Mittwoch:
- Japan Handelsbilanz
- USA Einzelhandelsumsatz August
- USA Fed-Zinsentscheid
- Donnerstag:
- Japan BoJ-Zinsentscheid
- USA Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe Vorwoche
- USA Fortgesetzte Anträge auf Arbeitslosenhilfe Vorwoche
- USA Philadelphia-Fed-Index September
- Freitag:
- Dreifacher Verfallstermin
- USA Konsumklima Uni Michigan September
Charttechnische Betrachtung:
- Der DAX oberhalb der 12.1 mit einer Range zur 13.2. Unterhalb steht die 11.6 im Fokus, welche beim Bruch die Tür zur 10.3 öffnen könnte. Oberhalb der 13.2 bleibt das Panic-Gap bei 13.500 das Ziel.
- Nachfolgend der DAX vom großen ins kleine Bild analysiert.
Xetra-DAX Monatschart.
Der Blick zum übergeordneten Chartbild. Der DAX erlebte zum Jahresbeginn einen Abverkauf von 40 Prozent, wo auch die Verbindungslinie der letzten Bärenmärkte verletzt wurde und das 38,2-er Retracement der Haussebewegung bei 8.250 letztendlich vorerst Halt bot. Die Stabilisierung oberhalb der 9k auf Monatsschlussbasis ermöglichte den Beginn der scharfen Rally, welche mit +63% in dieser kurzen Zeit einen neuen Börsenrekord aufstellte.
Nach überwinden der 11.6 hellte sich das Bild zur 12.1/12.2 auf. Oberhalb war und bleibt die Gap-Zone 13.240/.500 (Corona-Panic-Gap) aktiv, welche nun bereits abgearbeitet wurde. Die letzten drei Monatskerzen konnten ihren Hochpunkt nie verteidigen bzw. wurden sogar heftig abverkauft. Hinweise für eine Gipfelbildung? Die Gipfelphasen der letzten fünf Jahre benötigten stets mindestens drei Monate. Es könnte somit spannend werden.
Auf Monatssicht stellen die 12.365/.185 erste wichtige Unterstützungen dar. Sie bilden eine neutrale Range zur 13.165. Unterhalb folgt das mittlere Bollingerband bei 11.950. Bei nachhaltigem Bruch folgt eine erste übergeordnete Eintrübung mit nächsten Unterstützungen bei 11.6/ 11.3/ 10.850 und den beiden GD200 kombiniert bei 10.700. Oberhalb der 13.165/.235/.250 bleibt hingegen die Range über die .315 zur .475/.500 aktiv.
Wichtig: Sollte der Markt mit diesem rekordverdächtigen 1. Halbjahr und der heftigen Rezession im Rücken in eine neue Marktphase eingetreten sein, so wäre wahrscheinlich auch sie von hoher Volatilität in beide Richtungen geprägt, welche durchaus 2 Jahre anhalten kann.
Zusammengefasst für das große Bild im Monatschart.
- Der DAX oberhalb der 12.2 mit einer neutralen Range zur 13.165/.235/.250.
- Widerstände: 13.230/.250 > 13.315 > 13.410 > 13.460/.500 > 13.570 > 13.600
- Unterstützungen: 13.165 > 13.100 > 13.060 > 13k > 12.920 > 12.850 > 12.755 > 12.700 > 12.610 > 12.490 > 12.365/.315 > 12.255 > 12.185/.165 > 12.120 > 12.100/.065 > 11.950 > 11.815 > 11.680 > 11.600 > 11.550 > 11.447 > 11.410 > 11.370 > 11.266 > 11.245 > 11.125 > 11.030 > 10.860 > 10.760 > 10.700 > 10.560/.525 > 10.425 > 10.370/.330 > 10.200/.100 > 10.040 > 9.700 > 9.320 > 9.100/8.970 > 8.685 > 8.250/8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k
Xetra-DAX Wochenchart.
Blicken wir in den Wochenchart, wo sich der DAX mühsam am Juni-Aufwärtstrend entlanghangelt. Ausbruchversuche in das Corona-Panic-Gap wurden bisher stets wieder abverkauft. Im Fokus lag zum letzten Wochenauftakt die Juni-Trendbegrenzung bei knapp 12.920, welche abermals verteidigt werden konnte und somit die bullische Range ermöglichte. In der kommenden Woche wird der Bereich .165/.230/.250 eine erste entscheidende Zone darstellen.
Oberhalb bleiben die Bullen direkt im Vorteil und können eine erste Range zur .300/.315 ausbilden. Darüber wäre auch eine zügige Bewegung ins Corona-Panic-Gap (.500) möglich. Wichtige Zwischenmarken .350/.410/.460.
Unterhalb dürfte hingegen erneut die Spanne zum Juni-Trend bei 12.920 im Fokus stehen, mit einer ersten wichtigen Zwischenmarke bei 13.030. Darunter droht eine erste größere Eintrübung zur .850 und nachfolgend wird der Cluster über 12.755/.700 und der .610 aktiviert. Bei Bruch folgen .490 und die große Supportzone ab 12.2.
Zusammengefasst für das Bild im Wochenchart.
- Oberhalb der 12.2k bleiben die Bullen stets im Vorteil.
- Widerstände: 13.230/.250 > 13.300/.315 > 13.350 > 13.410 > 13.460/.500 > 13.570 > 13.600
- Unterstützungen: 13.165 > 13.120 > 13.060 > 13.030 > 12.920 > 12.850 > 12.755 > 12.700 > 12.610 > 12.535 > 12.490 > 12.370/.315 > 12.240 > 12.185/.165 > 12.120 > 12.100/.065 > 11.950 > 11.815 > 11.680 > 11.600 > 11.540 > 11.447 > 11.390 > 11.290 > 11.125 > 11.075/.030 > 10.985/.925 > 10.880 > 10.760/.740 > 10.700 > 10.525 > 10.465/.425 > 10.370/.330 > 10.250 > 10.160 > 10.135/.100 > 10.045 > 9.840 > 9.700 > 9.627 > 9.520 > 9.320 > 9.200 > 9.100/8.970 > 8.685 > 8.250 > 8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k
Xetra-DAX Tageschart:
Der Blick zum kurzfristigen Chartbild, um die untergeordneten Marken besser zu erkennen.
Kurzum für den Tageschart:
- Der DAX bleibt volatil seitwärtsgerichtet. Oberhalb der 13.165 überwiegen zum Wochenauftakt die bullischen Chancen.
- Eine erste Spanne wäre dann über die .220/.260 zur .315 aktiv. Darüber wären die .350/.410 zu nennen.
- Unterhalb folgt hingegen wieder die Bewegung über die 13.120/.060 zum mittleren Bollingerband bei 13.030. Bei Bruch folgen die 12.975 und abermals die .920, wo am Montag zusätzlich der GD38 verlaufen wird.
Zusätzlich relevante Marken im Tageschart.
- Widerstände: 13.230/.260 > 13.300/.315 > 13.350 > 13.410 > 13.460/.500 > 13.570 > 13.600
- Unterstützungen: 13.165 > 13.120 > 13.060 > 13.030 > 12.975 > 12.920 > 12.850 > 12.755 > 12.700 > 12.610 > 12.530 > 12.490 > 12.370/.315 > 12.235 > 12.185/.165 > 12.135 > 12.100/.065 > 11.950 > 11.850 > 11.680 > 11.600 > 11.550 > 11.460 > 11.430/.390 > 11.245/.230 > 11.195/.185 > 11.125 > 11.075/.030 > 10.985/.950/.925 > 10.860 > 10.760/.740 > 10.700 > 10.525 > 10.465/.425 > 10.390/.330 > 10.260 > 10.165 > 10.135/.100 > 10.045 > 9.985 > 9.840 > 9.700 > 9.627 > 9.460 > 9.320 > 9.050/8.970 > 8.685 > 8.400 > 8.250 > 8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k
Die Analyse im Detail, sowie zusätzliche Informationen, gibt es wie immer im Video am Ende des Beitrags.
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Der Marktüberblick im Video:
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