Am Ende der großen Verfallsterminwoche müssen die US-Indizes ihre dritte Verlustwoche am Stück verarbeiten. Dies gab es zuletzt im August 2019. Wichtige Unterstützungen konnten am Freitag nun erreicht werden und stellen wohl eine entscheidende Weggabelung für die letzten Handelstage im Monat und damit auch im Quartal dar. Der DAX klammert hingegen unbeirrt weiter am Juni-Aufwärtstrend.
Blicken wir auf einige übergeordnete Chartbilder…
Wir beginnen abermals mit den S&P500, welcher in diesem Monat in eine ganz interessante Zone gelaufen ist und bisher einen deutlichen Abpraller hinnehmen musste. Zu sehen ist er als großer Quartalschart seit den 1990-er Jahren. Die Dimension (Ausdehnung nach Zuwachs & Zeit) der Anstiegsbewegung bis zur Dotcom-Bubble 2000 ist nun um 3.540 nochmals exakt nachgebildet worden (10 Jahre Expansion – 10 Jahre Korrektur – 10 Jahre Expansion – Fortsetzung im Muster?). Der Monatsabschluss September bildet zugleich den Quartalsabschluss und somit die Fertigstellung der Quartalskerze. Bisher deutet sie eine Schwächetendenz direkt am Widerstand an.
Interessanter Fakt: Würde der S&P500 bis zur US-Wahl auf 3.630 Punkte steigen, hätte er die größte Rally seiner Geschichte absolviert.
Ergänzend zum vorangegangenen Bild folgt der Blick noch in den kleineren S&P500 Wochenchart, wo in der bereits erwähnten übergeordneten Widerstandszone auch die obere Begrenzungslinie des Broadening-Tops verläuft. In diesem Monat wurde die Oberseite getestet und im ersten Schritt abverkauft. Im US-Markt droht die erste rote Monatskerze seit dem Abverkauf im Frühjahr und dies an einer mehrfach wichtigen Widerstandszone. Der Monats- und somit Quartalsabschluss könnte auf aktuellem Niveau ein Top andeuten.
Ein interessantes Bild auch der Dow Jones Tageschart, wo sich der Chart der Nackenlinie einer SKS-Formation genähert hat. Diese verläuft in der kommenden Woche im Bereich um die 27.400, zusätzlich verstärkt mit der Unterkante des Juni-Trendkanals. Die Bullen müssen in der nächsten Woche einen Konter fahren.
Schauen wir mit Apple auf einen Einzelwert im Monatschart. Es droht die erste rote Monatskerze seit März. Ein Hinweis für eine anstehende übergeordnete Konsolidierung? Der Hausse-Aufwärtstrend von 2009 wird im vierten Quartal einen Kreuzsupport mit dem alten Allzeithoch ausbilden. Ein interessantes Ziel für eine Konsolidierung im Muster der letzten Jahre?
Bleiben wir bei den “Techs” und es folgt der Blick in den Nasdaq Monatschart seit 1990. Die nun eingesetzte scharfe Rezession der Corona-Pandemie führte gar zu einem Rücklauf über das Allzeithoch, d. h. der Nasdaq steht in der scharfen Rezession deutlich höher als zum Vorkrisenniveau, wo es noch solides Wirtschaftswachstum und eine sehr geringe Arbeitslosenquote gab. Die Rekordhausse (nach Ausdehnung & Zeit) wurde bei den Techs bisher nicht korrigiert und läuft unvermindert weiter.
Interessant: Die aktuelle Monatskerze könnte die erste rote Monatskerze seit dem Abverkauf im Frühjahr werden. Auch der Quartalsabschluss könnte damit eingetrübt werden.
Im weiteren Bild sehen wir den Nasdaq als Tageschart, wo die starke Rally über den 2009-er Hausse-Aufwärtstrendkanal führte und anschließend weiter beschleunigte. Der Abstand zur 200-Tagelinie, welche in aller Regelmäßigkeit bei Korrekturen angelaufen wird, betrug in der Spitze über 30 Prozent.
Interessant: Das mittlere Bollingerband (grau) konnte während der Rally stets eine Sicherung vor einer möglichen Korrektur darstellen und führte die Rally wie an einer Perlenschnur nach oben. In diesem Monat wurde dieses Muster beendet und das m. Bollinger durchbrochen. Die kurze bullische Gegenbewegung sorgte nur für einen Retest des m. Bollinger auf seiner Unterseite und öffnete den Weg zur alten Kanaloberkante, welche nun fast komplett abgearbeitet wurde. Falls die Bullen das Niveau verteidigen, besteht die Chance einer zügigen 1.000 Punkte-Rally. Unterhalb wäre wohl ein großes Top fertiggestellt und die 200-Tagelinie (gelb) wäre das Ziel.
Ein weiteres interessantes Bild zeigt die Gegenüberstellung von Nasdaq, S&P500 und DAX (Performanceindex). Auffällig ist die sehr starke Divergenz (mittlerweile größer als zur Dotcom-Bubble während der Jahrtausendwende) zu den Tech-Werten und dem “breiten Markt”. Der DAX notiert noch deutlich unter seinem Allzeithoch.
Zu erkennen wäre ebenso, dass die Divergenz Tech – Breite Markt im Verlauf der Dotcom-Bubble und später auch in der Finanzkrise wieder komplett abgebaut werden konnte. Ist dies diesmal wegen der Notenbanken alles unvorstellbar, oder stehen wir erst am Anfang dieser neuen Marktphase?
Kommen wir nach Deutschland zum Deutschen Leitindex. Im DAX Quartalschart (jede Kerze stellt ein Quartal dar) seit 1990 ist dieses historische Jahr 2020 an den letzten Quartalskerzen sehr gut zu erkennen. Gut zu erkennen sind auch die beiden Bärenmärkte (Dotcom-Bubble, Finanzkrise) und größeren Rezessionen, die jedoch nicht so stark waren, wie der aktuelle wirtschaftliche Abschwung. Sehr auffällig ist hierbei auch der Faktor Zeit. Die nun laufende Marktphase vollendete erst das zweite Quartal und trotzdem konnte bereits wieder der Ausgangspunkt erreicht werden. Wurde im Rekordtempo bereits alles durchgestanden? Bei den vorangegangenen Rezessionen dauerte dieser Prozess Jahre und nicht nur wenige Monate. Es wäre in der Börsenhistorie in dieser Dimension einmalig.
Die 11.6 stellt im Quartalschart einen ersten wichtigen Support dar. Oberhalb bleibt die Spanne zur 13.2 aktiv, welche seit Wochen umkämpft ist. Unterhalb könnte die Tür zur 10.3 wieder geöffnet werden.
Ebenso interessant: Die letzten größeren Gipfelphasen umfassten stets mindestens zwei Quartalskerzen. Das aktuelle Quartal wird in diesem Monat abgeschlossen!
Das große DAX Chartbild (als Tageschart) der letzten 25 Jahre zeigt ein ganz ähnliches Bild. Zu sehen sind die letzten beiden großen Bärenmärkte und zum Vergleich die aktuelle eigentlich noch junge Bewegung/ Marktphase. Die Verbindungslinie der letzten beiden Korrekturen wurde verletzt, aber auf Monatsschlussbasis verteidigt. Die Rally von gut 63% wurde so ermöglicht und immer weiter befeuert. Ebenso gut zu erkennen, dass in der aktuellen Rezession die Dimension nach Ausprägung und Zeit im Vergleich zu den letzten beiden Abschwüngen stark abweichend ist. Konnten die Notenbanken an den Märkten erstmals eine (starke) Rezession ausradieren, oder steht diese Marktphase in der Tat noch am Anfang und die Heftigkeit der Bewegung bleibt uns noch viele Monate erhalten? Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn am Aktienmarkt alles schon durchgestanden wäre.
Ebenso interessant: Seit 2015 wird der DAX am Allzeithoch stets heftig abverkauft. Das Muster ähnelt sich auch diesmal.
Wichtige Wochentermine:
- Montag:
- USA Chicago Fed National Activity Index August
- Rede Fed-Präsident Jerome Powell
- Dienstag:
- USA Richmond Fed Manufacturing Index September
- Eurozone Verbrauchervertrauen September
- USA Verkauf bestehender Häuser August
- USA Anhörung von Fed-Chairman Jerome Powell vor Ausschuss des Repräsentantenhauses
- Mittwoch:
- Japan Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe September
- BRD GfK-Konsumklima für Oktober
- BRD Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe September
- BRD Einkaufsmanagerindex Dienstleistungssektor September
- Eurozone Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe September
- USA Markit Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe September
- USA Anhörung von Fed-Chairman Jerome Powell vor dem Senat
- Donnerstag:
- BRD ifo-Geschäftsklimaindex September
- USA Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe Vorwoche
- USA Fortgesetzte Anträge auf Arbeitslosenhilfe Vorwoche
- USA Neubauverkäufe August
- Freitag:
- USA Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter August
Charttechnische Betrachtung:
- Der DAX oberhalb der 12.1 mit einer Range zur 13.2. Unterhalb steht die 11.6 im Fokus, welche beim Bruch die Tür zur 10.3 öffnen könnte. Oberhalb der 13.2 bleibt das Panic-Gap bei 13.500 das Ziel.
- Nachfolgend der DAX vom großen ins kleine Bild analysiert.
Xetra-DAX Monatschart.
Der Blick zum Monatschart (jede Kerze stellt einen Monat dar). Der DAX erlebte zum Jahresbeginn einen Abverkauf von 40 Prozent, wo auch die Verbindungslinie der letzten Bärenmärkte verletzt wurde und das 38,2-er Retracement der Haussebewegung bei 8.250 letztendlich vorerst Halt bot. Die Stabilisierung oberhalb der 9k auf Monatsschlussbasis ermöglichte den Beginn der scharfen Rally, welche mit +63% in dieser kurzen Zeit einen neuen Börsenrekord aufstellte.
Nach überwinden der 11.6 hellte sich das Bild zur 12.1/12.2 auf. Oberhalb war und bleibt die Gap-Zone 13.240/.500 (Corona-Panic-Gap) aktiv, welche nun bereits abgearbeitet wurde. Die letzten drei Monatskerzen konnten ihren Hochpunkt nie verteidigen bzw. wurden sogar heftig abverkauft. Hinweise für eine Gipfelbildung? Die Gipfelphasen der letzten fünf Jahre benötigten stets mindestens drei Monate. Der anstehende Monatsabschluss könnte somit spannend werden.
Auf Monatssicht stellen die 12.365/.185 erste wichtige Unterstützungen dar. Sie bilden eine neutrale Range zur 13.200. Unterhalb folgt das mittlere Bollingerband bei 11.950. Bei nachhaltigem Bruch folgt eine erste übergeordnete Eintrübung mit nächsten Unterstützungen bei 11.6/ 11.3/ 10.850 und den beiden GD200 kombiniert bei 10.700. Oberhalb der Zone 13.165/.235/.250 bleibt hingegen die Range über die .315 zur .460/.500 aktiv.
Wichtig: Sollte der Markt mit diesem rekordverdächtigen 1. Halbjahr und der heftigen Rezession im Rücken in eine neue Marktphase eingetreten sein, so wäre wahrscheinlich auch sie von hoher Volatilität in beide Richtungen geprägt, welche durchaus 2 Jahre anhalten kann.
Zusammengefasst für das große Bild im Monatschart.
- Der DAX oberhalb der 12.2 mit einer neutralen Range zur 13.165/.235/.250. Darüber bleibt die 13.500 die Zielzone
- Widerstände: 13.165 > 13.230/.250 > 13.315 > 13.375 > 13.460/.500 > 13.570 > 13.600
- Unterstützungen: 13.100 > 13.035/13k > 12.920 > 12.850 > 12.755 > 12.700 > 12.610 > 12.490 > 12.365/.315 > 12.255 > 12.185/.165 > 12.120 > 12.100/.065 > 11.950 > 11.815 > 11.680 > 11.600 > 11.550 > 11.447 > 11.410 > 11.370 > 11.266 > 11.245 > 11.125 > 11.030 > 10.860 > 10.760 > 10.700 > 10.560/.525 > 10.425 > 10.370/.330 > 10.200/.100 > 10.040 > 9.700 > 9.320 > 9.100/8.970 > 8.685 > 8.250/8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k
Xetra-DAX Wochenchart.
Blicken wir in den Wochenchart, wo sich der DAX weiter mühsam am Juni-Aufwärtstrend entlanghangelt. Ausbruchversuche in das Corona-Panic-Gap wurden bisher stets wieder abverkauft. In der kommenden Woche würden die 13.1, die 13.2 und die Begrenzung bei 13.375 eine neutrale Range ausbilden.
Oberhalb bleibt die Bewegung über die .460 ins Corona-Panic-Gap (.500) das nächste Ziel.
Unterhalb wird die Spanne über die 13.035 zur 13k erweitert. Darunter droht eine erste größere Eintrübung zur .920/.850 und nachfolgend wird der Cluster über 12.755/.700 und der .610 aktiviert. Bei Bruch folgen .490 und die große Supportzone ab 12.2.
Zusammengefasst für das Bild im Wochenchart.
- Oberhalb der 12.2k bleiben die Bullen stets im Vorteil.
- Widerstände: 13.165/.200 > 13.260 > 13.300/.315 > 13.375 > 13.460/.500 > 13.570 > 13.600
- Unterstützungen: 13.110/.100 > 13.035/13k > 12.950/.920 > 12.850 > 12.755 > 12.700 > 12.610 > 12.535 > 12.490 > 12.350 > 12.240 > 12.195/.165 > 12.140 > 12.100/.062 > 11.950 > 11.815 > 11.680 > 11.600 > 11.540 > 11.447 > 11.390 > 11.290 > 11.125 > 11.075/.030 > 10.985/.925 > 10.880 > 10.760/.740 > 10.700 > 10.525 > 10.465/.425 > 10.370/.330 > 10.250 > 10.160 > 10.135/.100 > 10.045 > 9.840 > 9.700 > 9.627 > 9.520 > 9.320 > 9.200 > 9.100/8.970 > 8.685 > 8.250 > 8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k
Xetra-DAX Tageschart:
Der Blick zum kurzfristigen Chartbild, um die untergeordneten Marken besser zu erkennen.
Kurzum für den Tageschart:
- Der DAX weiter im Hangelmodus am Juni-Aufwärtstrend. Der Tagesschluss Freitag erfolgte auf Tagestief. Das mittlere Bollingerband bei 13.110 könnte somit zum Handelsstart im Fokus stehen.
- Oberhalb bleibt eine erste Range zur .165/.200 aktiv. Darüber folgt die .260, welche bei Überwindung für einen Spike über die .300/.315 zur .375 sorgen dürfte.
- Unterhalb der .110 steht eine erste Range zum Support und Juni-Trend bei 13.035/13k. Darunter droht eine erste Eintrübung mit ersten Zielen bei 12.950/.920. Es folgen die .875/.850.
Zusätzlich relevante Marken im Tageschart.
- Widerstände: 13.165 > 13.200 > 13.260 > 13.300/.315 > 13.355 > 13.460 > 13.500 > 13.570 > 13.600
- Unterstützungen: 13.110 > 13.075 > 13k > 12.950/.920 > 12.875/.850 > 12.755 > 12.700 > 12.610 > 12.530 > 12.490 > 12.370/.315 > 12.235 > 12.185/.165 > 12.135 > 12.100/.065 > 11.950 > 11.850 > 11.680 > 11.600 > 11.550 > 11.460 > 11.430/.390 > 11.245/.230 > 11.195/.185 > 11.125 > 11.075/.030 > 10.985/.950/.925 > 10.860 > 10.760/.740 > 10.700 > 10.525 > 10.465/.425 > 10.390/.330 > 10.260 > 10.165 > 10.135/.100 > 10.045 > 9.985 > 9.840 > 9.700 > 9.627 > 9.460 > 9.320 > 9.050/8.970 > 8.685 > 8.400 > 8.250 > 8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k
Die Analyse im Detail, sowie zusätzliche Informationen, gibt es wie immer im Video am Ende des Beitrags.
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Der Marktüberblick im Video:
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