Es gab ordentlich Bewegung in der vergangenen Handelswoche. Der DAX musste zum Wochenauftakt seinen Juni-Trend verlassen und eröffnete damit dynamisch eine starke bärische Woche. Am Freitag konnte direkt der nächstgrößere Support angelaufen und verteidigt werden. Oberhalb bestehen nun Chancen für eine stärkere Erholungsbewegung. Übergeordnet sei jedoch eine Warnung ausgesprochen. Der nun anstehende Monats- und Quartalsschluss wird in vielen Chartbildern eine weitere Eintrübung für das 4. Quartal andeuten.
Blicken wir auf einige übergeordnete Chartbilder…
Wir beginnen mit dem Blick in den US-Markt zum S&P500 Monatschart, wo im September eine übergeordnete Widerstandszone (Begrenzungslinie Broadening-Top, Zielzone im Quartalschart) getestet und direkt abverkauft wurde. In diesem Monat wurde die Oberseite getestet und im ersten Schritt abverkauft. Ein schwächerer Monats- und somit auch Quartalsabschluss könnte auf aktuellem Niveau bereits eine übergeordnete Korrektur in den nächsten Monaten andeuten.
Blicken wir daher auch direkt zum interessanten Bild im S&P500 als großen Quartalschart seit den 1990-er Jahren. Die Dimension (Ausdehnung nach Zuwachs & Zeit) der Anstiegsbewegung bis zur Dotcom-Bubble 2000 ist nun um 3.540 nochmals exakt nachgebildet worden (10 Jahre Expansion – 10 Jahre Korrektur – 10 Jahre Expansion – Fortsetzung im Muster?). Der nun anstehende Monatsabschluss September bildet zugleich den Quartalsabschluss und somit die Fertigstellung der Quartalskerze. Bisher deutet sie eine Schwächetendenz direkt am übergeordneten Widerstand an.
Interessanter Fakt: Würde der S&P500 bis zur US-Wahl auf 3.630 Punkte steigen, hätte er die größte Rally seiner Geschichte absolviert.
Bleiben wir noch im US-Markt und schauen auf den Nasdaq Monatschart seit 1990. Die nun eingesetzte scharfe Rezession der Corona-Pandemie führte gar zu einem Rücklauf über das Allzeithoch, d. h. der Nasdaq steht in der scharfen Rezession deutlich höher als zum Vorkrisenniveau, wo es noch solides Wirtschaftswachstum und eine sehr geringe Arbeitslosenquote gab. Die Rekordhausse (nach Ausdehnung & Zeit) wurde bei den Techs bisher nicht korrigiert und läuft unvermindert weiter.
Interessant: Die aktuelle Monatskerze könnte die erste rote Monatskerze seit dem Abverkauf im Frühjahr werden. Die Oberkante des in der Pandemie gebrochenen Hausse-Trendkanals konnte wieder angelaufen werden. Eine wichtige Entscheidungszone.
Im weiteren Bild sehen wir den Nasdaq als Tageschart, wo die starke Rally vom Frühjahr bis über den 2009-er Hausse-Aufwärtstrendkanal führte und anschließend weiter beschleunigte. Das mittlere Bollingerband (grau) konnte während der Rally stets eine Sicherung vor einer möglichen Korrektur darstellen und führte die Rally wie an einer Perlenschnur nach oben. Im September wurde dieses Muster beendet und das m. Bollinger durchbrochen. Damit wurde der Weg zur alten Kanaloberkante geebnet. Eine sehr wichtige Entscheidungszone, die passend zum Monats- und Quartalsabschluss zusätzliche Brisanz (bestätigenden Chartakter) erhält. Falls die Bullen das Niveau verteidigen, besteht die Chance einer starken bullischen Gegenbewegung. Unterhalb wäre hingegen ein großes Top fertiggestellt und die 200-Tagelinie (gelb) wäre das Ziel.
Ein weiteres interessantes Bild zeigt die Gegenüberstellung von Nasdaq, S&P500 und DAX (Performanceindex). Auffällig ist die sehr starke Divergenz (mittlerweile größer als zur Dotcom-Bubble während der Jahrtausendwende) zu den Tech-Werten und dem “breiten Markt”. Der DAX notiert noch deutlich unter seinem Allzeithoch.
Zu erkennen wäre ebenso, dass die Divergenz Tech – Breite Markt im Verlauf der Dotcom-Bubble und später auch in der Finanzkrise wieder komplett abgebaut werden konnte. Ist dies diesmal wegen der Notenbanken alles unvorstellbar, oder stehen wir erst am Anfang dieser neuen Marktphase?
Kommen wir nach Deutschland und damit zum DAX. Nachfolgend noch der DAX Tageschart mit seinen Allzeithochs seit 2017. Zu gerne wurde das AZH per Doppelspitze – wobei der 2. Gipfel gerne höhergestellt ist – abverkauft. Können die Bullen es diesmal verhindern?
Die hangelnde und klammernde Bewegung am Juni-Aufwärtstrend wurde in der vergangenen Woche dynamisch aufgelöst. Noch haben die Bullen jedoch eine gute Chance einen größeren Rutsch zu verhindern.
Blicken wir auch beim DAX zum Quartalschart (jede Kerze stellt ein Quartal dar) seit 1990. Das historische Jahr 2020 ist an den letzten Quartalskerzen sehr gut zu erkennen. Markiert sind auch die beiden Bärenmärkte (Dotcom-Bubble, Finanzkrise) und größeren Rezessionen. Sehr auffällig ist hierbei auch der Faktor Zeit. Die nun laufende Marktphase vollendete erst das zweite Quartal und trotzdem konnte bereits wieder der Ausgangspunkt erreicht werden. Wurde im Rekordtempo bereits alles durchgestanden? Bei den vorangegangenen Rezessionen dauerte dieser Prozess Jahre und nicht nur wenige Monate. Es wäre in der Börsenhistorie in dieser Dimension einmalig.
Die 11.7 stellt im Quartalschart einen ersten wichtigen Support dar. Oberhalb bleibt die Spanne zur 13.2 aktiv, welche seit Wochen umkämpft ist. Unterhalb könnte übergeordnet die Tür zur 10.3 wieder geöffnet werden.
Ebenso interessant: Die letzten größeren Gipfelphasen umfassten stets mindestens zwei Quartalskerzen. Das aktuelle Quartal wird am Mittwoch abgeschlossen!
Das große DAX Chartbild (als Tageschart) der letzten 25 Jahre zeigt ein ganz ähnliches Bild. Zu sehen sind die letzten beiden großen Bärenmärkte und zum Vergleich die aktuelle eigentlich noch junge Bewegung/ Marktphase. Die Verbindungslinie der letzten beiden Korrekturen wurde verletzt, aber auf Monatsschlussbasis verteidigt. Die Rally von gut 63% wurde so ermöglicht und immer weiter befeuert. Ebenso gut zu erkennen, dass in der aktuellen Rezession die Dimension nach Ausprägung und Zeit im Vergleich zu den letzten beiden Abschwüngen stark abweichend ist. Konnten die Notenbanken an den Märkten erstmals eine (starke) Rezession ausradieren, oder steht diese Marktphase in der Tat noch am Anfang und die Heftigkeit der Bewegung bleibt uns noch viele Monate erhalten? Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn am Aktienmarkt alles schon durchgestanden wäre.
Ebenso interessant: Seit 2015 wird der DAX am Allzeithoch stets heftig abverkauft. Das Muster ähnelt sich auch diesmal.
Zum Abschluss dieser Reihe der Blick zum DAX Kursindex im Wochenchart, wo der Index den Hangelmodus beendet hat und direkt auf einen wichtigen Kombisupport (ema200, Retracement, mittleres Bollinger) gefallen ist. Oberhalb könnte eine Zwischenerholung per Insideweek eingeleitet werden. Bei Bruch droht hingegen eine Beschleunigung im Abverkauf.
Wichtige Wochentermine:
- Montag:
- EZB-Präsidentin Lagarde Rede vor dem Europäischen Parlament
- Dienstag:
- Eurozone Wirtschaftsstimmung September
- BRD Verbraucherpreise September
- USA Verbrauchervertrauen Conference Board September
- Mittwoch:
- Monats- und Quartalsabschluss
- China Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe August
- GB BIP Q2
- BRD Einzelhandelsumsatz August
- BRD Arbeitslosenzahl September
- Eurozone Verbraucherpreise September
- USA ADP-Beschäftigtenzahl ex Agrar August
- USA BIP Q2
- Donnerstag:
- BRD Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe September
- Eurozone Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe September
- Eurozone Arbeitslosenquote August
- USA Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe Vorwoche
- USA Fortgesetzte Anträge auf Arbeitslosenhilfe Vorwoche
- USA ISM-Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe September
- Freitag:
- USA Neugeschaffene Stellen ex Agrar September in Tsd
- USA Arbeitslosenquote September
- USA Durchschnittliche Stundenlöhne September
- USA Auftragseingang Industrie August
- USA Konsumklima Uni Michigan September
Charttechnische Betrachtung:
- Der DAX oberhalb der 12.1 mit einer Range zur 13.2. Unterhalb steht die 11.7 im Fokus, welche beim Bruch die Tür zur 10.3 öffnen könnte. Oberhalb der 13.2 bleibt das Panic-Gap bei 13.500 das Ziel.
- Nachfolgend der DAX vom großen ins kleine Bild analysiert.
Xetra-DAX Monatschart.
Der Blick zum Monatschart (jede Kerze stellt einen Monat dar). Der DAX erlebte zum Jahresbeginn einen Abverkauf von 40 Prozent, wo auch die Verbindungslinie der letzten Bärenmärkte verletzt wurde und das 38,2-er Retracement der Haussebewegung bei 8.250 letztendlich vorerst Halt bot. Die Stabilisierung oberhalb der 9k auf Monatsschlussbasis ermöglichte den Beginn der scharfen Rally, welche mit +63% in dieser kurzen Zeit einen neuen Börsenrekord aufstellte.
Nach überwinden der 11.6 hellte sich das Bild zur 12.1/12.2 auf. Oberhalb war und bleibt die Gap-Zone 13.240/.500 (Corona-Panic-Gap) aktiv, welche nun bereits abgearbeitet wurde. Die letzten drei Monatskerzen konnten ihren Hochpunkt nie verteidigen bzw. wurden sogar heftig abverkauft. Hinweise für eine Gipfelbildung? Die Gipfelphasen der letzten fünf Jahre benötigten stets mindestens drei Monate. Der nun anstehende Monatsabschluss tendiert nun ebenso deutlich schwächer.
Auf Monatssicht stellt das Vormonatstief bei 12.365 eine erste wichtige Unterstützung dar, welche in der vergangenen Woche auch vollständig erreicht werden konnte. Darunter folgt mit der 12.185 die nächste wichtige Zone. Unterhalb folgt das mittlere Bollingerband bei 11.950. Bei nachhaltigem Bruch folgt eine erste übergeordnete Eintrübung mit nächsten Unterstützungen bei 11.6/ 11.3/ 10.850 und den beiden GD200 kombiniert bei 10.700. Oberhalb der Zone 13.2 bleibt hingegen die Range über die .315 zur .460/.500 aktiv.
Wichtig: Sollte der Markt mit diesem rekordverdächtigen 1. Halbjahr und der heftigen Rezession im Rücken in eine neue Marktphase eingetreten sein, so wäre wahrscheinlich auch sie von hoher Volatilität in beide Richtungen geprägt, welche durchaus 2 Jahre anhalten kann.
Zusammengefasst für das große Bild im Monatschart.
- Der DAX oberhalb der 12.2 mit einer neutralen Range zur 13.2. Darüber bleibt die 13.500 die Zielzone
- Widerstände: 12.610/.635 > 12.700 > 12.735/.755 > 12.830/.850 > 12.950/.920 > 13.035/13k > 13.110/.100 > 13.165 > 13.230/.250 > 13.315 > 13.375 > 13.460/.500 > 13.570 > 13.600
- Unterstützungen: 12.543 > 12.490 > 12.444 > 12.365/.350 > 12.255 > 12.187 >12.120 > 12.100/.065 > 11.950 > 11.835 > 11.680 > 11.600 > 11.550 > 11.447 > 11.410 > 11.370 > 11.266 > 11.245 > 11.125 > 11.030 > 10.860 > 10.760 > 10.700 > 10.560/.525 > 10.425 > 10.370/.330 > 10.200/.100 > 10.040 > 9.700 > 9.320 > 9.100/8.970 > 8.685 > 8.250/8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k
Xetra-DAX Wochenchart.
Blicken wir in den Wochenchart, wo sich der DAX mühsam am Juni-Aufwärtstrend über Wochen fragil entlanghangelte. Direkt zum Wochenauftakt wurde dieser “Klammermodus” sehr dynamisch aufgelöst und das aktivierte Ziel am mittleren Bollinger bei 12.350 zügig angelaufen und verteidigt. Die 12.430 stellen auf Wochensicht nun einen ersten wichtigen Support dar.
Oberhalb kann der DAX eine Erholungswoche und Insideweek einleiten. Eine erste Range wäre dann über die .490/.542 zur .610 und .755 aktiv. Darüber wären die .850 & .920 zu nennen.
Unterhalb der .430 bleibt der DAX hingegen unter Druck und dürfte eine erste Spanne über die .365/.340/.255 zur 12.205 ausbilden. Darunter wären die .147/.047 und 12.012 zu nennen.
Zusammengefasst für das Bild im Wochenchart.
- Oberhalb der 12.2k bleiben die Bullen stets im Vorteil.
- Widerstände: 12.610 > 12.700 > 12.735/.755 > 12.830/.850 > 12.920 > 13.035/13k > 13.110/.100 > 13.165/.200 > 13.260 > 13.300/.315 > 13.375 > 13.460/.500 > 13.570 > 13.600
- Unterstützungen: 12.542 > 12.490 > 12.430 > 12.365/.340 > 12.255 > 12.205/.187 > 12.147 > 12.047 > 12.012 > 11.950 > 11.835 > 11.680 > 11.600 > 11.540 > 11.447 > 11.390 > 11.290 > 11.125 > 11.075/.030 > 10.985/.925 > 10.880 > 10.760/.740 > 10.700 > 10.525 > 10.465/.425 > 10.370/.330 > 10.250 > 10.160 > 10.135/.100 > 10.045 > 9.840 > 9.700 > 9.627 > 9.520 > 9.320 > 9.200 > 9.100/8.970 > 8.685 > 8.250 > 8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k
Xetra-DAX Tageschart:
Der Blick zum kurzfristigen Chartbild, um die untergeordneten Marken besser zu erkennen.
Kurzum für den Tageschart:
- Der DAX konnte am Freitag einen wichtigen Support testen und verteidigen. Eine Zwischenerholung ist wahrscheinlich geworden. Der ema100 bei 12.542 könnte eine erste entscheidende Marke darstellen.
- Oberhalb bleibt eine erste Range zur .610/.635 aktiv. Darüber wäre abermals die .685/.700 zu nennen. Bei Bruch könnte sich das Bild wieder etwas aufhellen mit der nächsten Zone bei .735/.755.
- Unterhalb der .542 werden die .490 und der sma100 bei .462 eine erste Range bilden. Darunter sind die .430 und .365/.340/.323 zu nennen.
Zusätzlich relevante Marken im Tageschart.
- Widerstände: 12.610/.635 > 12.685/.700 >12.735/.755 > 12.795 > 12.850 > 12.920/.950 > 13.035/13k > 13.110/.100 > 13.165 > 13.200 > 13.260 > 13.300/.315 > 13.355 > 13.460 > 13.500 > 13.570 > 13.600
- Unterstützungen: 12.543 > 12.490 > 12.462 > 12.430 > 12.365/.340 > 12.323 > 12.255 > 12.183 > 12.147 > 12.047 > 12.012 > 11.950 > 11.835 > 11.680 > 11.600 > 11.550 > 11.460 > 11.430/.390 > 11.245/.230 > 11.195/.185 > 11.125 > 11.075/.030 > 10.985/.950/.925 > 10.860 > 10.760/.740 > 10.700 > 10.525 > 10.465/.425 > 10.390/.330 > 10.260 > 10.165 > 10.135/.100 > 10.045 > 9.985 > 9.840 > 9.700 > 9.627 > 9.460 > 9.320 > 9.050/8.970 > 8.685 > 8.400 > 8.250 > 8.130 > 7.985 > 7.600/7.500 > 7.200 > 7k
Die Analyse im Detail, sowie zusätzliche Informationen, gibt es wie immer im Video am Ende des Beitrags.
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Der Marktüberblick im Video:
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